Der "Perron" in Lüttich (Symbol der Freiheit und Gerechtigkeit)
2017/04/30
Namen sind Schall und keineswegs Rauch
Als Johnny Depp
über die deutsche Bedeutung seines Nachnamens aufgeklärt worden ist,
soll er gesagt haben: "Ich finde, der Name passt perfekt zu mir."
Nicht jeder reagiert auf seinen Namen humoristisch, auch wenn es mehr
Namensträger gibt, als man meinen könnte, die mit ihrem Namen ihren Frieden
geschlossen haben. Wer möchte Pornschlegel, Puff, Fick oder Dreckmeier heißen?
Gibt es, ohne dass die Namensträger Änderungsverfahren einleiteten. Chancen
hätte die Vorgenannten alle. “Nomen est Omen” ist mehr als eine verblichene
Kalenderblattweisheit. Wer sich in einer Gesellschaft präsentiert, wird
zunächst über den Namen wahrgenommen. Mit der Namensnennung sind “Priming”-Effekte
verbunden. Es verbinden sich Assoziationen und Bedeutungen, Erinnerungen und
Erlebnisse mit dem Bedeutungsfeld eines Wortes. Würde man werbetechnisch den
Aufdruck “Dreckmeier” auf Detergentien wählen? Wer einen alten Adelsnamen
trägt, markiert ein konservatives, wertprägendes Bedeutungsfeld, das dem
Gegenüber Respekt abverlangen soll. Andere versuchen solche Namen “loszuwerden”.
Exemplarisch die Namensänderungsgeschichte von Freddy Quinn: Geboren wurde er als Franz
Eugen Helmuth Manfred Nidl. Den Namen des Adoptionsvaters Baron Rudolf
Freiherr Anatol von Petz, der ihn zu Manfred von Petz machte, wollte er nach
Erreichen der Volljährigkeit nicht länger (er)tragen. Er hasste ihn und wollte
den Namen des leiblichen Vaters “Quinn” tragen, wobei er allerdings
konzedierte, dass damals niemand gewusst habe, wie er richtig zu schreiben sei.
1999 teilte Quinn der ZEIT mit, dass er mit anwaltlicher Hilfe “fünfzehn Jahre
lang darum kämpfen” musste, den verhassten Namen loszuwerden.
Ob seine Karriere auch als “von Petz” möglich gewesen wäre, sei
dahingestellt. Doch die magische Kraft von Namen ist uraltes Wissen. "Unser
Vater in dem Himmel! Dein Name werde geheiligt" heißt es bei Matthäus und
Lukas im Neuen Testament. Die Nennung des Namens hat in anderen mythologischen
Kontexten magische Bedeutung, während der Name als “Schall und Rauch” wenig
Bedeutung haben soll. In dieser Ambivalenz stehen auch Rechtsanwendungen, die
mitunter das “Los” des Namens für gering erachten, während andere darin ein
Schicksal erkennen. Ob Betroffenheitsgrade über Gutachten ermittelt werden
können, mag bereits zweifelhaft sein. Doch das größere Problem liegt darin,
dass Namen unterschiedliche Startchancen einräumen.
In der Studie „When trust comes easy: Articulatory
fluency increases transfers in the trust game“ (veröffentlicht im „Journal of
Economic Psychology“) fanden Kölner Wissenschaftler heraus, dass Namen als
besonders vertrauenswürdig erscheinen, wenn sie unkompliziert bzw.
leicht auszusprechen sind. Menschen vertrauen, wenn sie ihr Gegenüber im
Übrigen nicht kennen, eher jenen, die einfache Namen tragen.
Wäre das im Sinne des Gleichheitsgrundsatzes nicht
Grund genug, die Namenswahl frei zu gestalten? "Bezahlen
Sie einfach mit ihrem guten Namen" versprach American Express 1989 seinen
Kunden. Beispiele für Hochstapler, die mit honorigen Namen Deckungsmassen
schaffen, die ihnen Geld und Gut vermitteln, sind sonder Zahl.
Der Sprachphilosoph John R. Searle befasste sich
in "Proper Names" (1958) mit
der Frage, ob Namen neben einem Bezug auch eine Bedeutung haben. Danach besteht
die Funktion von Namen darin, Anhaltspunkte zur Identifizierung des
Namensträgers anzugeben. Der Name wird zu einem mehr oder weniger vagen
Bedeutungsbündel. So können Namensträger sich gegen ihren Namen emanzipieren
oder aber Opfer von dessen Altlasten werden. “Adolf” möchte im Zweifel niemand
heißen, während der bekannte Journalist Otto Deppe nicht mit der Semantik des
prekären Familiennamens verwechselt würde. Namen sind Indikatoren der Herkunft.
Wer einen ausländischen Namen trägt, wird ohne weiteres als Mensch mit
Migrationshintergrund angesehen, während der Tatbestand ganz andere
namensrechtliche Hintergründe haben kann. Ausländische Namen werden vom Gesetz
und der Rechtsprechung als Namen angesehen, die nicht von vorneherein einen stigmatisierenden
Effekt haben müssen. Doch unsere Mandanten erzählen oft andere Geschichten. Wer
Wohnungen anmieten will, wird höchst verschiedene Erfahrungen machen, je
nachdem, welchen Namen er am Telefon angibt. Folgt man der genannten
Namensstudie sind vermutlich auch Doppelnamen nicht vorteilhaft, weil sie
schwieriger zu merken und aufwändiger auszusprechen sind.
Wenn Sie Schwierigkeiten mit Ihrem Namen haben,
kontaktieren Sie uns. Ihre Rechtsanwaltskanzlei Dr. Palm
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